In der Villa I Graffi laufen zwei Geschichten zusammen, eine ist mit der Tradition der Halbpacht in der Toskana und den zugehörigen historischen Gebäuden verbunden, die andere, aus der jüngeren Zeit, mit der Sozialarbeit der protestantischen Kirche Italiens. Der Gutshof mit dem Herrenhaus I Graffi und den Bauernhäusern der Halbpächter geht auf das 15. Jahrhundert zurück und war im Besitz verschiedener toskanischer Familien, darunter die Galigai und die Buini, um dann an die Quaratesi und die Pacchiani zu gehen. Zum Ursprung des Namens gibt es leider keine

historischen Belege. Laut der Aussage einer der letzten Besitzerinnen, die bis Mitte des 20.

Jahrhunderts in der Villa lebte, ging der Name auf Spuren, aber auch Zeichnungen, Malereien oder Fresken zurück, die sich auf einer oder mehreren Außenwänden des Gebäudes befanden, aber als Folge der im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden verloren gingen. Zum Gutshof gehören eine Ölmühle, Kellerräume, ein Theater, das später in eine Kapelle umgewandelt wurde und Ländereien, die Weizen, Wein, Essig, Maronen, Holz und vieles mehr hervorbrachten. Mit der Abschaffung der Halbpacht in der Toskana im Laufe der 1950er und 1960er Jahre, begannen die Bauern, das Land zu verlassen, um in den Fabriken zu arbeiten, und auch die Villa I Graffi wurde aufgegeben.

Als im Jahr 1971 das Anwesen vom mit den protestantischen Kirchen verbundenen Istituto Cares (Fürsorgezentrum für Kinder und Schüler) erworben wurde, verknüpft sich die Geschichte der Villa mit einem bedeutenden Beispiel für Sozialfürsorge.

Das Istituto Cares wurde 1962 in Florenz gegründet und kümmerte sich um die Aufnahme und Betreuung von Kindern und Jugendlichen aus Familien in Schwierigkeiten.

Im Laufe von gut zehn Jahren, bis 1975, fanden mehr als 100 Mädchen und Jungen aus ganz Italien Aufnahme im Institut. Es wechselte mehrfach den Sitz, war erst in der Villa Favard in Florenz (1962-1965) und dann in der Villa Strozzi (1965-1970) untergebracht, um schließlich in die Villa I Graffi zu ziehen, die sogleich als idealer Ort für die Weiterführung der Arbeit des Instituts erschien.

Aber die Zeiten änderten sich und Kinder und Jugendliche aus schwierigen Familienverhältnissen wurden nicht mehr in Heimen untergebracht, sondern Adoptiveltern oder Pflegefamilien anvertraut; deshalb stellte das Istituto Cares 1975 seine Aktivitäten ein. Die langjährige Arbeit des Instituts fand in einem Archiv Aufnahme, das in der Villa untergebracht ist, von WissenschaftlerInnen sowie allen, die an der Geschichte der Kinderheime Interessiert sind, konsultiert werden kann, und zudem zahlreiche Fotografien umfasst. In diesen Monaten werden darüber hinaus die Berichte von ehemaligen Heimbewohnern, freiwilligen Helfern und Besuchern gesammelt, die mit dem Istituto Cares und der Villa I Graffi zu tun hatten; sie werden unser Archiv bereichern.

1988 einigen sich die Verantwortlichen der Vereinigung mit der Tavola Valdese nach einer längeren Zeit, in der es nur wenige Initiativen gab, auf die Übertragung des Besitzes. Seitdem ist die Casa Cares ein Ort der Begegnung und der Gastlichkeit. Sie wurde bis 2015 von Paul und Antoinette Krieg geführt, die sich mit großem Engagement für die Entwicklung der unterschiedlichen Aktivitäten der Casa Cares eingesetzt haben.

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